Anschlussstelle auf der A9 Bad Klosterlausnitz

 

Der Bau der heutigen A9, im Bereich von Bad Klosterlausnitz, begann am 24.03.1934 mit ersten Verhandlungen zum Erwerb von Grundstücken für den Bau der Reichsautobahn Schkeuditz - Schleiz mit Eigentümern von Bad Klosterlausnitz. Am 10.07.1934 folgte die Besichtigung des geplanten Streckenabschnittes im Bereich Bad Klosterlausnitz. Dabei erfolgte die Festlegung der Über- und Unterführungen von Verkehrswegen, die von der Autobahn geschnitten werden. Die zuständige Stelle der „Reichsautobahnen Oberste Bauleitung Halle“ hatte zu dieser Zeit ihren Sitz in St. Gangloff, Saasaer Straße.
Das thüringische Kreisamt verwarnte Grundstücksbesitzer am 18.09.1934, da diese im Bereich der Ausbaustrecke Bad Klosterlausnitz bei der Bewirtschaftung von Grundstücken Markierungspfähle der Trasse entfernten.

Am 19.12.1936 wurde das 37 km lange Teilstück von der Anschlussstelle EISENBERG bis zur Anschlussstelle SCHLEIZER SEENPLATTE seiner Bestimmung übergeben. Damit war die 175 km lange Strecke, von Schkeuditz bis Berneck (Bayreuth), für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Die Eröffnung erfolgte auf Weisung des Generalinspekteurs für das deutsche Straßenwesen Prof. Dr. Ing. Fritz Todt in Form einer Besichtigungsfahrt mit der Landespolizeibehörde. Die Bürgermeister der an dieser Strecke liegenden Gemeinden wurden eingeladen, mit eigenen Fahrzeugen und auf eigene Kosten daran teilzunehmen. Gleichzeitig wurde die bis dahin bestehende Baurampe am „Viehhof“ [Viehof = Weide des ehemaligen Klosters zu Lausnitz]  bei Bad Klosterlausnitz am 23.12.1936 geschlossen.

Es jetzt begannen die Bestrebungen der Gemeinde Bad Klosterlausnitz, dort eine reguläre Auffahrt zu bekommen, obwohl die Baupläne bereits vor Baubeginn vorlagen, die Strecke besichtigt wurde und keine Auffahrt geplant war. Man hoffte, dass die Baustellenauffahrt bestehen bleiben und ausgebaut würde. Es folgten nun zahlreiche Schreiben und andere Aktionen. Die Bemühungen hatten schließlich  am 06.08.1937.
Erfolg. Der Bau der Anschlussstelle BAD KLOSTERLAUSNITZ wurde genehmigt. Da an dieser Stelle keine Abfahrt geplant war, sollte die Gemeinde die Kosten übernehmen.

Zwischen der Obersten Bauleitung und der Gemeinde Bad Klosterlausnitz wurde am 04.09.1937 einen Vertrag zur Errichtung der Autobahnauffahrt abgeschlossen. Im Vertrag wurde die Gemeinde verpflichtet, noch vor Beginn der Bauarbeiten 25.000 Reichsmark zu bezahlen. Nach der Genehmigung, die am 06.08.1937 erfolgt war und dem Vertragsabschluss wurde der erforderliche Betrag durch Spendensammlungen, an denen sich über 105 Privatpersonen und Betriebe aus Bad Klosterlausnitz und Hermsdorf beteiligten, erbracht.

Am 05.03.1938 erhielt Bad Klosterlausnitz die Mitteilung über den Beginn der Bauarbeiten für die Abfahrt Bad Klosterlausnitz. Nachdem kurz zuvor die Kostenbeteiligung auf 30.000 RM angehoben wurde, erhielt die Gemeinde in dieser Mitteilung die Nachricht, dass keinerlei Kosten erbracht werden mussten und diese durch die Bauleitung getragen wurden.

Baubeginn für die Autobahnanschlussstelle Bad Klosterlausnitz war der 27.05.1938. Nachdem bekannt wurde, dass keine Selbstbeteiligung gezahlt werden musste, forderten verschiedene Spender das Geld zurück. Die Gemeinde wollte dieses Geld zum Bau eines Heimes für die Hitlerjugend in Bad Klosterlausnitz und / oder einer Jugendherberge in Hermsdorf verwenden.

Mit einer Feierstunde und einem Autokorso am 25.09.1939 wurde die Anschlussstelle Bad Klosterlausnitz seiner Bestimmung übergeben.

 

1937-03-15 Schreiben HESCHO zu Abfahrt BKl.jpg

Schreiben der HESCHO (oben) und Dampfsägewerk Georg Keucher (unten) Bad Klosterlausnitz zu
Spenden für die Finanzierung der Anschlussstelle BadKlosterlausnitz.

1937-06-19 Schreiben Keuscher zu Abfahrt BKl.jpg

 

1937-07-28 Karte Auffahrt.jpg
Vorentwurf der Anschlussstelle vom 28.07.1937

 
1938-05-03 Schreiben HESCHO.jpg
 

1938-05-11 Schreiben HESCHO.jpg
Schreiben der HESCHO Hermsdorf zur Rückerstattung der Spende und
Ablehnung der Beteiligung am Bau einer Jugendherberge oder eines Jugendheimes.

 
1939-05-26 Neue Leipziger Volkszeitung.jpg
 
1939-05-27 ROBL Linz an BKl.jpg
Zur Eröffnung der Anschlussstelle Bad Klosterlausnitz lud Bürgermeister Horn
die Leiter aller Oberster Bauleitungen ein und erhielt Grüße und Absagen.
 

Abschrift eines Berichtes zur Eröffnung (Verfasser unbekannt)

Eine sehr lange Reihe von Personenkraftwagen, die teils mit frischem Grün und Blumen geschmückt waren, setzte sich gestern gegen 6 Uhr nachmittags vom Waldhaus zur Köppe aus in Richtung der neuen Anschlussstelle in Bewegung. Es waren die Vertreter der Gemeinde Bad Klosterlausnitz mit ihren Gästen, die Partei mit ihren Formationen und vielen Einwohnern, die sich seiner Zeit für die Schaffung dieser Anschlussstelle mit eingesetzt hatten. So ging es zum ersten Male die neue Auffahrt auf die Reichsautobahn nach Hermsdorf und dann wieder zurück. Es war eine denkwürdige und bedeutungsvolle Fahrt, denn diese Anschlussstelle ist ein großer Gewinn für unseren Kurort. Im Waldhaus „Zur Köppe“ spendete der Inhaber deshalb allen Teilnehmern einen Freitrunk und dabei wurde die Gelegenheit genommen, des großen Tages in Ansprachen zu gedenken.

Als Erster sprach der Bürgermeister Pg. [Parteigenosse] Horn. Er führte in seiner Ansprache aus, dass alle Teilnehmer stolz und glücklich diese erste Fahrt unternommen haben und er gedachte unseres Führers, den wir diese prachtvolle Autostraße zu verdanken haben, in einem Gruß.  Dann begrüßte er alle lieben Gäste, insbesondere Oberreichsbahnrat Dr. Machate Halle sowie den Vertreter des Landrates, Assessor Dr. Schmidt Stadtroda und die Vertreter der Nachbargemeinde, Bürgermeister Pg. Weise und Pg. Girbert. Er wies dann darauf hin, dass mit dieser kleinen Feier ein Versprechen eingelöst worden sei, dass allen Beteiligten er seinerzeit gegeben habe, als sie noch um die Anschlussstelle kämpfen mussten. Dann gab er einen kurzen Rückblick über die Entwicklungsgeschichte der Anschlussstelle. Er brachte zum Ausdruck, dass wir alle hoffen können, dass die neue Anschlussstelle für Bad Klosterlausnitz, wie auch für Hermsdorf von größtem Nutzen sein wird. Ferner dankte er allen, die durch ihren Opfersinn und Gemeinschaftsgeist halfen, das schöne Ziel zu erreichen. „Und in diesem Sinne froh in die Zukunft!“

Dann sprach der Ortsgruppenleiter Pg. Matthes. Er knüpfte an die Worte seines Vorredners an, in denen dieser die Schwierigkeiten um die Schaffung der Anschlussstelle geschildert hatte und um so froher und glücklicher soll uns die Tatsache machen, dass der Plan endlich gelungen sei, und nicht zuletzt durch die Einsatzbereitschaft der ganzen Gemeinde. Hier habe sich wieder einmal so recht die Richtigkeit der nationalsozialistischen Grundsätze gezeigt. Und wie es im Großen sei, so sei es auch im Kleinen. Zum Abschluss sprach er daher auch die Bitte aus, immer mehr zusammenzustehen, damit die große Volksgemeinschaft, die der Führer uns vorlebt, wahrer und wahrer werde, nicht nur zum Wohle unserer Gemeinde, sondern darüber hinaus für das ganze deutsche Reich.

Der Bürgermeister löste dann mit der Aushändigung einer Bestätigung über die Beteiligung aller derer, die sich für die Schaffung der Anschlussstelle eingesetzt hatten, ein weiteres Versprechen ein.

Der Bürgermeister Pg. Weise Hermsdorf dankte für die Einladung mit der Versicherung, dass sie ihr gern gefolgt seien, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass sie die Bestrebungen der Klosterlausnitzer Gemeinde immer unterstützen werden. Kommen doch die von Bürgermeister Pg. Horn geleisteten Arbeiten in dieser Richtung auch immer Hermsdorf zugute.

Dr. Machate wies nun darauf hin, dass die Bauleitung Halle die Bestrebungen um die Schaffung der Anschlussstelle immer unterstützt habe und die Erreichung dieses Zieles nun ganz besonders begrüße. Die Reichsautobahnen seien ja auch dazu da, um die landschaftlichen Schönheiten zu erschließen und so sei die Anschlussstelle besonders dazu geeignet, Bad Klosterlausnitz und seine schöne Umgebung dem Verkehr nahe zu bringen. Dr. Machate sprach dann über die bauliche Anlage und schloss mit dem Wunsche, dass die Anschlussstelle Bad Klosterlausnitz und seine Umgebung weiter eine gute und gedeihliche Entwicklung bringen möge.

Zum Schluss brachte Assessor Dr. Schmidt die Grüße des Landrates, der zu seinem Leidwesen im letzten Augenblick verhindert gewesen sei, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. „Wir wollen Bad Klosterlausnitz alles Gute wünschen“, so schloss er, „und möge die neue Anschlussstelle dazu beitragen, den Ruf Bad Klosterlausnitz als Kur- und Badeort zu heben.“

In angeregter Unterhaltung blieb man noch lange beisammen, denn das Ereignis des Tages war wirklich wert, so recht gefeiert und besprochen zu werden. Ein neuer Abschnitt hat begonnen. Mögen sich nun all die guten Wünsche erfüllen. die an diesem Tage zum Ausdruck gebracht wurden.

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An anderer Stelle wird über die Schnell-Bus-Linien auf der Autobahn, später Fernlinien berichtet.

Am 20.05.1939 - fünf Tage vor Eröffnung - stellte der Bürgermeister von Bad Klosterlausnitz den Antrag zur Einrichtung einer Haltestelle auf dem Marktplatz von Bad Klosterlausnitz.

Ob er hoffte die Einrichtung einer solchen Haltestelle zur Eröffnungsfeier der Anschluss- stelle verkünden zu können sei dahingestellt. Am 30.05.1939 erhielt er die Absage.

Zum Beginn des Sommerfahrplanes am 15.05.1939 wurde eine Haltestelle am Rathaus Hermsdorf eingerichtet. Weitere wurden abgelehnt.

 
Die Anschlussstelle Bad Klosterlausnitz wurde so, wie auf der Entwurfszeichnung (Seite 2) gebaut und hatte bis nach der Wende auch so Bestand. Am 05.11.2008 wurda das letzte 3,5 km lange Teilstück der A 9, vom Hermsdorfer Kreuz in Richtung Bad Klosterlausnitz vom Verkehrsminister Gerold Wucherpfennig freigegeben. Baubeginn war im August 2005. Das Projekt umfasste neben der Erweiterung der Fahrbahnen den Neubau der Brücke über die Bahnlinie Gera - Weimar, drei weitere Überführungsbauwerke sowie zwei Regenwasser-Rückhaltebecken. Die Landstraßen von und nach Jena, Serba-Trotz und Bad Klosterlausnitz wurden an zwei neue Kreisverkehranlagen angeschlossen. Lärmschutzwände von 2,1 km und bis zu 8 m Höhe wurden errichtet.
Die im Jahr 1939 eröffnete Anschlussstelle wurde mit diesem Ausbau vollständig zurückgebaut und durch völlig neue, veränderte Objekte ersetzt.
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